Über 800 Seiten mittelalterlicher Fantasy hat Scott Lynch mit seinem ersten Werk veröffentlicht. Gerade bei solch langen Büchern stellt sich immer die Frage, ob der Autor die Spannung halten kann – es gibt einige Negativbeispiele wie Harry Potter, allerdings auch positive Vorkommnisse, wie zum Beispiel die Tribute von Panem. Zu welcher Seite gehört „Die Lügen des Locke Lamora“?
Meine Meinung
Ich habe mir „Die Lügen des Locke Lamora“ von einem Freund ausgeliehen, der nicht davon ablassen wollte, mir von der Genialität des Buches zu erzählen (kleiner Gruß an dieser Stelle). Letztendlich hatte ich irgendwann nichts mehr zu lesen und habe mir den Roman ausgesucht, ohne zu wissen, was mich erwartet. Noch nicht mal einen Klappentext hatte ich gelesen, vom Autor hatte ich noch nie etwas gehört. Letztendlich muss ich sagen, ich bin wirklich unglaublich positiv überrascht. Ich schreibe den Artikel direkt nachdem ich den Epilog fertig gelesen habe und stehe noch total unter den Eindrücken des Buches.
Scott Lynch hält in seinem Roman die vollen 840 Seiten die Spannung. Ich will nicht wissen, wie mein Mienenspiel während der Lektüre ausgesehen hat, denn wenn der Protagonist Locke Lamora in diesem Buch die anderen Charaktere und manchmal selbst den Leser aufs Kreuz legt stiehlt sich mir immer so ein leicht schelmisches Grinsen ins Gesicht. Was mich noch fasziniert ist, dass Scott Lynch ein wirklich komplexes Buch schreiben kann ohne es kompliziert und damit unangenehm zu machen. Als Leser bewegt man sich durch eine riesige Spielwelt mit für ein Buch unüblich vielen Charakteren und Details – trotzdem findet man sich wunderbar zurecht.
Mein einziger Kritikpunkt für „Die Lügen des Locke Lamora“ ist die teilweise sehr große Brutalität und Gewalt. Denn den Detailreichtum, den es überall im Buch gibt und der mir sehr gefällt hält Lynch auch während beispielsweise Folterungen aufrecht – eine Stelle, an der ich ihn zumindest für eine Unterhaltungslektüre, die es ja ist, nicht so sehr schätze.
Buchzitat
Unmittelbar vor ihnen schnellte der Hai aus dem Boden […] und stürzte […] direkt auf Capa Barsavi. Barsavi hob hastig die Arme, um sich vor dem Angriff zu schützen; der Hai fiel noch immer, mit dem weit aufgerissenen Maul nach einem Arm schnappend. Der muskelstrotzende Leib des Ungeheuers schlug hart auf den Holzplanken auf, Barsavi mit sich reißend. Die erbarmungslosen Kiefer klappten zu, und Barsavi stieß einen gellenden Schrei aus, als direkt unter seiner rechten Schulter das Blut aus seinem Körper spritzte […].
Lynch, Scott: Die Lügen des Locke Lamora, Heyne 2007, S. 572
Zu diesem Buch gibt es eine kostenfreie Leseprobe
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