Auf der Leipziger Buchmesse 2014 habe ich ein Interview mit Nina Blazon geführt, dass ich nun hier lieber spät als nie veröffentlichen möchte. Im Interview ging es im Allgemeinen um ihre persönliche Geschichte als Autorin und natürlich um ihr Buch Der dunkle Kuss der Sterne.
Interview
Sie entwickeln in ihren Büchern ja immer wieder in jedem Sinne fantastische Welten. Woher kommen die ganzen Ideen dafür?
Streng genommen von den Personen, weil ich generell erst mit der Konstruktion der Figuren anfange. Man hat ja bei Fantasywelten die wunderbare Möglichkeit, die Welt um die Figur herum zu gestalten, daher überlege ich mir, wo eine Figur am Anfang steht und welche Entwicklung sie durchmachen muss. Hat zum Beispiel eine meiner Figuren Angst vor Wasser dann muss ein Meer her, damit sie mit ihrer größten Angst konfrontiert wird – daher schaffe ich die Fantasywelt passend zur Aufgabe der Figuren.
Das führt ja gleich weiter zur zweiten Frage: Wie entstehen dann die Figuren in ihren Büchern? Kommen da auch Inspirationen aus ihrer Umgebung?
Das ist selten, die Figuren entstehen eigentlich von alleine. Manchmal leihe ich mir vielleicht eine Eigenschaft oder eine Art von Humor von einer Person, aber dann frage ich vorher bei der Person nach.
Wie funktioniert es dann, dass die Figuren vollständig in ihrem Kopf entstehen?
Ehrlich gesagt wüsste ich das auch gerne. Bei einer Fantasywelt habe ich meistens ein Bild vor Augen – bei „Der dunkle Kuss der Sterne“ war das eben ein Mädchen, das mit wehenden Haaren und einem Prunkmantel durch einen Marmorsaal rennt und aus dieser Szene lernte ich das Mädchen kennen. Erst dachte ich dabei eher an das osmanische Reich, dann kam ich mehr zum allgemeinen Orientalischen, also der Wüste und so baut sich das dann nach und nach auf. Diesen Figuren gebe ich dann eben eine Aufgabe.
Im Buch geht es ja auch darum, wie wichtig Freundschaft und Liebe im Leben sind und wie sie einem helfen, auch schwierige Situationen durchzustehen. Sind diese beiden Dinge denn auch heute noch so wichtig wie in ihrem Buch?
Ich glaube, sie sind wichtiger denn je. Wir haben ja nicht diese ganz strengen Stammesunterschiede oder familiären Strukturen und leben eben nicht mehr auf dem Bauernhof, wo jeder seine Aufgabe hat, sondern es ist ja auch alles vernetzter und flexibler, so dass man überall in der ganzen Welt jemanden kennenlernen kann und daher wird es eben immer wichtiger, feste Haltepunkte zu finden. Dabei geht es darum, nicht nur eine oberflächliche Freundschaft sondern auch eine Verbundenheit zu haben.
Wie sind sie denn ganz allgemein zum Schreiben gekommen? Gab es da einen Autor, den sie gut fanden?
Da gab es ganz viele! In meiner Jugend gab es aber noch nicht so viel Fantasy-Literatur, das hat sich da auf einige große Autoren beschränkt und ich habe natürlich von denen alles gelesen, was es gab. Fantasy hat mich zwar immer sehr interessiert, ich kam aber immer mehr zum technischen Schreiben. Ich bin ja ursprünglich Journalistin und habe dort gelernt, gut zu recherchieren. Ich habe zum Beispiel Umweltberichte geschrieben, was ja ziemlich genau das Gegenteil zu dem ist, was ich jetzt tue. Das war alles sehr sachlich und sehr rechercheverbunden, aber mich hat die Fantasy irgendwie nie losgelassen und so kam ich dann erst relativ spät mit über 30 Jahren zum Schreiben von Fantasy.
Wenn sie mir jetzt das Buch sagen müssten, das ihnen von ihren eigenen Büchern am besten gefallen hat – welches wäre es?
Ich bewundere immer das, an dem ich gerade schreibe, weil ich dort total in der Geschichte gefangen bin. Faunblut fand ich ganz toll, das war so die erste Fantasywelt, die nicht ganz klassisch ist – ich mag aber auch das Vorlesebuch Der Drache aus dem blauen Ei. Auch den historischen Roman Wolfszeit mag ich sehr gerne, weil ich dafür sehr viel recherchieren durfte, was sehr spannend war.
Wie lange schreiben sie dann an einem Buch?
Ich schreibe wirklich jeden Tag, das heißt, ich fahre morgens ins Büro und schreibe dort dann bis Abends – natürlich nicht ununterbrochen. Ich recherchiere auch zwischendurch und überarbeite, führe Telefonate und mache zum Beispiel die Verwaltung.
Für einen historischen Roman brauche ich insgesamt natürlich deutlich länger, weil ich mehr forschen muss. Damit bin ich dann leicht ein halbes Jahr beschäftigt, wobei sich die Recherche über ein weiteres halbes Jahr erstreckt. Bei Fantasy dauert es zwischen vier und sechs Monaten, bis das Buch fertiggeschrieben ist.
Und was recherchiert man für ein Fantasybuch?
Oh, da gibt es einiges. Für Der dunkle Kuss der Sterne habe ich zum Beispiel recherchiert, wie man in der Wüste überlebt – auch wenn ich es nie schaffen würde, gibt es einige Überlebenskünstler, die das können. Auch hinter diesen ganzen mathematischen Geschichten steckt Recherche – da musste ich zum Beispiel herausfinden, wie man eine Hand voll Körner berechnet. Da gibt es ja verschiedene Körnungen und so weiter. Ein weiteres Thema im Buch waren ja Haie: Wie viele Zähne hat so ein Hai eigentlich im Leben?
Kann man als Autor dann auch gut leben?
Im Moment schon – es kommt natürlich immer darauf an, wie gut es sich verkauft, aber im Moment läuft es ganz gut. Das kann sich aber jedes Jahr ändern.
Können sie ihre eigenen Bücher dann auch lesen oder ärgern sie sich am Schluss mehr über die Stellen, an denen man noch etwas hätte besser machen können?
Man findet immer was – komischerweise auch noch Jahre später. Manchmal, wenn ich ein altes Buch zu einer Lesung nochmal verwende, dann denke ich mir manchmal: Oh mein Gott. Schon wieder dieses Verb oder schon wieder eine Wiederholung. Es ist natürlich klar, dass man sich mit dem schreiben auch weiterentwickelt, aber ich bekomme selten die Gelegenheit, meine eigenen Bücher zu lesen.
Der dunkle Kuss der Sterne endet ja mit dem Beginn der Zeit der Lichter. Können sie sich denn vorstellen, darüber noch einen zweiten Band zu verfassen?
Ich könnte es mir zwar vorstellen, aber derzeit ist noch nichts in Planung. Ich weiß noch nicht, ob ich bei der All Age-Fantasy bleibe, wobei ich es mir gut vorstellen könnte.
Kurzvita
Eine Kurzvita kann auf den Seiten des cbj-Verlags eingesehen werden. Dort findet sich auch eine Übersicht über ihre Bücher.
Aktuelles
Am 1. September 2014 erscheint Nina Blazons neues Buch LILLESANG – Das Geheimnis der dunklen Nixe. Natürlich werde ich mich bemühen, auch ein Exemplar davon zu bekommen, das ich dann rezensieren kann. Mehr Informationen gibt es auch in diesem Fall beim cbt-Verlag.