In Marias letzter Tag schreibt Alexandra Kui über ein Mädchen, das in Angst lebt – vor allem wegen ihrer Eltern, die stets den Teufel an die Wand malen. Nachdem dessen Freundin bei einem Unfall schwer verletzt wird und im Krankenhaus liegt, beschließt es, seine Ängste hinter sich zu lassen. Es eröffnet einen Youtube-Channel und zeigt aller Welt, wie es seine Ängste überwindet – der Channel hat Erfolg, doch irgendwann läuft das Ganze aus dem Ruder. Das Buch ist also durchaus sehr modern und lebensnah, da es eine Social Media-Komponente enthält, die man sonst ja leider nicht so oft finden kann.
Meine Meinung
Marias letzter Tag ist ein sehr außergewöhnliches Buch. Ich selbst habe mit dem Gedanken gespielt, nach den ersten 100 Seiten aufzugeben, doch das wäre ein großer Fehler gewesen. Das spannende ist, dass man nur, wenn man diese ersten Seiten bezwungen hat die sehr gut gemachte Charakteränderung der Protagonistin mitbekommt, welche am Anfang ja noch recht zurückhaltend und deprimiert ist und bspw. unter Schlafproblemen leidet, jedoch ab dem zweiten Teil des Buches (das Buch ist in drei Teile unterteilt) ihre wahre Lebensfreude entdeckt und sich dazu entschließt, ihre Angst zu überwinden. Gerade diese deutliche Trennung finde ich stilistisch sehr gut umgesetzt. Die Charaktere finde ich auch gut gestaltet.
Das Buch ist allerdings gerade aus diesem Grund alles andere als leicht zu lesen – man muss daran schon ein bisschen herumkauen. Die Einbindung von sozialen bzw. modernen Medien im Buch finde ich gut (und es sollte auch viel öfter passieren), doch sie ist irgendwie nicht so ganz gelungen. Ich persönlich finde es bspw. ein wenig unrealistisch, dass die Protagonistin bereits nach einigen wenigen Videos einen derartigen Erfolg hat. Das Thema finde ich sehr spannend, denn auch, wenn es Vordergründig nur um die Ängste von Lou, also der Protagonistin geht, zeigt es doch auch auf eine kritische Art und Weise, wie wir selbst unserem Leben die Spannung und den Spaß nehmen können, indem wir uns gegen alles absichern wollen und uns vor allem fürchten.
Buchzitat
»Eine Radlerhose ist auch eine Hose.«
»Unsinn. Eine Hose ist ein Kleidungsstück mit Beinen.«
»Sie hat Beine. […]«
»Die man aber nicht sieht.«
»Soll man ja auch nicht.
[…] »Lou, es reicht!«
»Ja, mir auch Oma. Ich muss los.«
Ich bin sechzehn Jahre alt, annähernd er- und hoffentlich ausgewachsen […] und weigere mich ab sofort, meinen Kleidungsstil mit einem Mitglied der Weltkriegsgeneration zu diskutieren.
Kui, Alexandra: Marias letzter Tag, cbj 2015, S.113
Zu diesem Buch gibt es eine kostenfreie Leseprobe
Dieses Buch erschien bei cbt » Zur Produktseite
Die Autorin dieses Buches ist auf der Leipziger Buchmesse 2015
Zu diesem Buch habe ich ein kostenfreies Rezensionsexemplar erhalten